Helge Hesse • Das Churchill-Prinzip

Man erfährt zwar, dass Churchill circa acht Zigarren täglich rauchte, dass man ihn daher selten ohne dieses Genussmittel zu Gesicht bekam und dass er diese Liebe im Jahre 1895 anlässlich seines Kubaaufenthaltes als Kriegsberichterstatter kennen lernte – das war es dann aber auch schon.

Zum Ausgleich bekommt der Leser ein sauber gezeichnetes Bild der Persönlichkeit und des Charakters eines Mannes, der die Karriereleiter nicht nur hoch-, sondern auch heruntergestiegen ist, als er z.B. 1915 nicht mehr als Marineminister eingesetzt wurde und sich anschließend als Major an der Westfront meldete.

Churchill war in Stil und Lebensführung kantig und nonkonformistisch. In seinen Ansichten blieb er hartnäckig, auch wenn ihn das zum Außenseiter machte.

Anhand vielfältiger Lebenssituationen und Begebenheiten schildert Hesse die Selbstdisziplinierung, mit der Churchill schwierige Lebensabschnitte überlebte; denn nicht immer ging es ihm gut – intellektuell, finanziell und physisch.

Seine Fähigkeit, einen organisatorischen Apparat innerhalb kürzester Zeit mit der ihm eigenen Weisungskultur auf seine Linie zu bringen und auf seinen Willen auszurichten, würde gerade heute vielen Führungspositionsinhabern und ihren Gefolgsleuten zum Wohle gereichen.

Die mitgelieferte Zeittafel mit den wichtigsten Stationen und Ereignissen seines Lebens lassen in beeindruckender Kürze die Spannbreite dieses ungewöhnlichen Zigarrenrauchers erkennen.

Soldat, Aristokrat, Kriegsberichterstatter, Literat (Nobelpreis 1953), Marineminister, Premierminister und Staatsmann, der schon im September 1946 in der berühmten Züricher Rede deutlich sagte, dass ein dauerhafter Frieden nur in einem geeinigten Europa möglich sein würde.

Es empfiehlt sich, das Buch in ruhigen Stunden zu lesen – bei der einen oder anderen Churchill.